Der Fall Horst Gretzschel /2
Der Fall Horst Gretzschel /2

Gefährliche Kontakte, Flucht, mehrere Haftstrafen & Repressalien

Der Sender RIAS war ein ultimatives Schlupfloch für die Übermittlung von Informationen bezüglich von Missständen in der Ostzone, allem voran gern benutzt von DDR Schriftstellern & Oppositioneller. Hierbei wurde in Form einer Deckadresse wie z.B. die von "Regina Schmidt" in Westberlin (siehe Foto) verwendet. Wurde diese Post jedoch abgefangen von der Deutschen Post Bezirksdirektion Berlin war das ein Fall für die Abteilung Inneres wie auch leider im Fall meines Vaters Horst, woraufhin Ihm dann leider der Prozess wegen staatsfeindlicher Hetze gemacht wurde.

Foto:  Bundesarchiv, Bild 183-31316-001 / Fotograf: Günter Weiß
Foto:  Bundesarchiv, Bild 183-31316-001 / Fotograf: Günter Weiß

Verhängnisvolle Rias-Kontakte: Joachim Wiebach, ein 29-jähriger Dekorateur aus Ost-Berlin, kam mit Kollegen zum Rias, um Tickets für die Quiz-Show "Wer fragt, gewinnt" abzuholen. Das wurde vom Obersten Gericht der DDR als "Agentenzuführung für den Westen" ausgelegt. Wiebach wurde zudem vorgeworfen, dem Sender und westlichen Geheimdiensten interne Informationen aus seinem Betrieb geliefert zu haben und bereit gewesen zu sein, für die Amerikaner zu spionieren. Er wurde zum Tode verurteilt und am 14. September in Dresden hingerichtet. Walter Ulbricht persönlich hatte für den vermeintlichen "Rias-Agenten" die (bis 1987) in der DDR geltende Höchststrafe gefordert.


Haftbeschluss 1955
Haftbeschluss 1955

Am 14. Oktober 1955 wurde mein Vater zu einer 5 jährigen Haftstrafe in 3 Fällen verurteil. ZITAT: "Der Beschuldigte verteilte im Jun./Juli 1955 Hetzflugblätter und versuchte mit Hilfe von Benzin die Kränze am sowjetischen Ehrenmal in Dresden in Brand zu stecken. Im August 55 flüchtete er nach Westberlin und wurde dort vom amerikanischen Geheimdienst angeworben". Im Jahre 1960 nach seiner Entlassung versuche mein Vater wieder das Land zu verlassen es folgte eine weitere Festnahme am 10.07.1960 mit weiteren 3 Jahren & 4 Monaten Freiheitsentzug. Hier erlitt mein Vater schlimmste Repressalien u.a mehrmalige Einzelhaft in einer 5 m2 Zelle, unten ein Meldebericht eines Wächters in der Haftanstalt Bautzen, welche eindeutig die Unmenschlichkeit dokumentiert.

Zellenbericht Vollzugsanstalt Bautzen 1960
Zellenbericht Vollzugsanstalt Bautzen 1960

Auszug aus dem "Leben" in politischer Einzelhaft.

Strafgefangener Gretzschel Horst. Zelle 42 des o.g. Strafgf. geöffnet. Hierbei schrie er, Ihr Lumpen ich lass mich nicht von euch füttern, nahm Kampfstellung ein & schmiß mir die volle Essschüssel entgegen. Der Wiederstand wurde von mir sofort gebrochen. Nach Einsicht in die SV42 benimmt sich rufend undiszipliniert & herausfordernd gegen die VP. Als Erziehungsmaßname wird vorgeschlagen ihn mit 21 Tagen strengen Arrest zu bestrafen."

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